Jiaogulan, oder wie man es in China auch nennt, das Kraut der Unsterblichkeit, wurde auf der Konferenz der traditionellen chinesischen Medizin in Beijing bereits im Jahr 1991 zu einer der zehn wichtigsten Kräuter gewählt, die unseren Organismus stärken. Der Pflanze wird die Fähigkeit zugeschrieben, das Leben zu verlängern. Seitdem werden die vielfältigen Wirkungen der Jiaogulan-Pflanze weltweit immer mehr geschätzt! Doch was genau ist Jiaogulan? Und warum ist es verboten?

Was ist Jiaogulan?

Jiaogulan ist eine Schlingpflanze, die mit zu der Familie der Kürbisgewächse zählt und die lateinische Artenbezeichnung Gynostemma pentaphyllum trägt. Übersetzt bedeutet dies Kraut der Unsterblichkeit bzw. Unsterblichkeitskraut. Die Pflanze hat ihren Ursprung in China, Taiwan, Japan, Korea, Thailand, Indien und im malesischen Raum. Dort besiedelt sie Dickichte und wächst in Höhenlagen bis 3200m über dem Meeresspiegel. Neben der bekanntesten Bezeichnung Jiaogulan, hat die Pflanze auch anderen Namen wie z.B. Frauenginseng, Amachazuru (Japen), Xiancao (China), Miracle Grass oder 5-Blatt-Ginseng. Soweit die wichtigsten Fakten zum Ursprung der Pflanze, doch was macht sie so besonders?

Wie wirkt Jiaogulan?

Jiaogulan enthält sehr viele Saponine, die eine heilende Wirkung auf unseren Körper haben. Beispielsweise enthält Ginseng ca. 30 Saponine, was der Pflanze zu einer großen Beliebtheit verholfen hat. Jiaogulan hingegen enthält über 80 verschiedene Saponine. Auch Studien zu Jiaogulan sprechen eine klare Sprache. Nachfolgend ein Eindruck, wozu die Pflanze in der Lage ist:

Jiaogulan

  • stärkt das Herz
  • wirkt Blutbildend und immunstärkend
  • beugt stressbedingte Krankheiten vor
  • beugt Schlaganfälle und Herzinfarkte vor
  • hilft gegen Bluthochdruck und hohen Cholesterin
  • senkt den Blutzucker und die Blutfette (Diabetes)
  • wirkt krebshemmend
  • fördert den Stoffwechsel
  • baut Stress ab
  • hilft bei Einschlafproblemen
  • ist ein natürlicher Energielieferant und hilf bei andauernder Müdigkeit

Verantwortlich sind dafür eine Riehe von Inhaltsstoffen, zu den wichtigsten zählen:

  • Flavonoide: Sekundäre Pflanzenstoffe, welche ein wirksamer Schutzschild gegen freie Radikale sind. In der Naturheilkunde werden flavonoidreiche Kräuter und Pflanzen seit langer Zeit bei Herz- und Leberbeschwerden, Durchblutungsstörungen, bei Depressionen und zur Behandlung von Allergien eingesetzt. Einige der sekundären Pflanzenstoffe können auch einen Einfluss auf unseren Blutkreislauf nehmen. Zum Beispiel durch die Hemmung von freie Radikale-bildenden Enzymen, die Leukozytenaktivierung oder Thrombozytenfunktion.
  • Saponine: Eine chemische Gruppe von Stoffen, die durch Pflanzen gebildet werden. In der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) werden Saponine stärkende, entzündungshemmende, harntreibende, schleimtreibende/schleimlösende und hormonstimulierende Eigenschaften zugeschrieben.
  • Polysaccharide: Polysaccharide sind Kohlenhydrate, die für unseren Stoffwechsel einen essentiellen Energieträger darstellen und für eine Vielzahl an Immunfunktionen verantwortlich sind.
  • Proteine: Große Moleküle die aus Aminosäuren bestehen. Ein Teil dieser Aminosäuren kann der Körper selbst herstellen, ein anderer Teil wiederrum muss über die Nahrungsaufgenommen werden. Aminosäuren spielen bei vielen Prozessen im Körper eine große Rolle. Man nennt sie auch die Bausteine des Lebens.
  • Antioxidantien: Chemische Verbindungen, die unseren Körper vor freie Radikale und damit auch vor Zellschäden, einen beschleunigten Alterungsprozess und Krankheiten schützen.
  • Eisen: Eisen ist ein bedeutsames Spurenelement und spielt eine wichtige Rolle in unserem Körper bezüglich des Sauerstofftransports.
  • Zink: Ebenfalls ein lebenswichtiges Spurenelement für unser Immunsystem, der Wundheilung, Haut und Haar sowie unseren Stoffwechsel.
  • Magnesium: Der Mineralstoff Magnesium nimmt mehrere lebenswichtigen Funktionen im Körper ein. Speziell unsere Muskelkontraktion, die Kommunikation zwischen Nervenstellen sowie zwischen Nerven- und Muskelzellen profitieren von dem Mineralstoff. Des Weiteren spielt Magnesium bei dem Aufbau von Zähnen und Knochen eine wichtige Rolle.

Natürliches Heilmittel seit hunderten von Jahren

Erstmals tauchte Jiaogulan in medizinischen Schriften zu Zeiten der Ming-Dynastie auf. Zhu Xiao beschrieb die Pflanze in seinen Schriften als „Heilkräuter gegen die Hungersnot“. Ca. 170 Jahre danach beschrieb Li Shizen, ein chinesischer Arzt, Pharmazeut und Botaniker die Pflanze als „wertvolles Heilkraut“. Weiterhin kamen die erstaunlichen Fähigkeiten der Pflanze im Jahr 1400 im Rahmen einer Volkszählung zum Vorschein. In der Provinz Guizhou lag der Anteil der über hundertjährigen Menschen deutlich über dem landesweiten Durchschnitt. Auch in den Provinzen Shiquan und Gunagxi war die Lebenserwartung der Menschen bemerkenswert höher. Nachdem diverse Faktoren, die dafür verantwortlich sein könnten ausgeschlossen wurden, kamen die Forscher der Ursache auf den Grund. Die Menschen aus den Provinzen tranken einen Tee aus den Blättern der Jiaogulan-Pflanze.

Warum ist Jiaogulan verboten?

Jiaogulan wurde 2012 von deutschen Behörden als Novel Food eingestuft. Ein Verkauf der Pflanze, z.B. als Tee, ist seitdem verboten. Als Novel-Food werden nach gesetzlicher Definition solche Lebensmittel bezeichnet, die vor dem Inkrafttreten der Novel-Food-Verordnung (1997) innerhalb der EU nicht in nennenswerten Umfang zum Verzehr in den Handel gebracht wurden. Darunter Fallen zum Beispiel auch noch einige andere höchst interessante Pflanzen, Kräuter, Mikroorganismen, Algen und Pilze.

Warum werden Lebensmittel verboten, dessen Heilwirkung seit hunderten von Jahren bekannt ist?

Vor verbotenen Lebensmitteln schrecken viele mit großer Wahrscheinlichkeit erstmal ab. Was mit Sicherheit auch bewusst so gewollt ist. In erster Linie allerdings nicht, um den Verbraucher zu schützen, sondern weil eine entscheidende Frage im Hintergrund zu diesen Lebensmitteln mit besonderer Heilwirkung, worunter auch Jiaogulan fällt, noch nicht geklärt ist. Nämlich wer verdient sich eine goldene Nase daran! Bei der Novel Food-Verordnung geht es also nicht darum, dass die Wirkung der Lebensmittel angezweifelt wird, sondern vielmehr, wer die Nutzungs- bzw. Patenrechte daran bekommt. Denn mit einer Pflanze, die eine Vielzahl an positiven und heilenden Effekten auf unseren Körper hat und mit der man bis ins hohe Alter gesund leben kann, lässt sich mit Sicherheit viel Geld verdienen, oder aus einer anderen Sicht, kein Geld verdienen. Für die Pharmaindustrie ist eine solche Heilpflanze mit Sicherheit ein Dorn im Auge!

Warum ist Jiaogulan weiterhin frei käuflich?

Jiaogulan ist in Deutschland weiterhin käuflich. Diverse Online-Shops bieten die getrockneten Blätter als Tee an. Dies ist möglich, wenn das Produkt als Potpourri gekennzeichnet ist. Des Weiteren befindet sich auf den Verpackungen oft der Hinweis, dass die Blätter rein zu Dekorationszwecken oder als Badezusatz dienen.

Jiaogulan Nebenwirkungen

Nebenwirkungen sind beim Verzehr von Jiaogulan bisher wenig bekannt. Natürlich könnte man jetzt behaupten, dass dies daran liegt, weil die Pflanze noch nicht ausreichend erforscht ist. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es so gut wie kaum Nebenwirkungen gibt. Laut einigen Berichten wurden Nebenerscheinungen wie Darmträgheit, Darmbeschwerden oder Übelkeit beobachtet. Letztendlich sind es aber Symptome, die bei einer Vielzahl an Lebensmitteln auftreten können, sofern man diese übermäßg verzehrt. Im Grunde besteht nur ein einziges gesundheitliches Risiko, dass ist die Einnahme in Kombination mit Blutdruck Medikamenten, da diese sich gegenseitig in der Wirkung potenzieren.

Fazit

Nicht ohne Grund wurde auf der Konferenz der traditionellen chinesischen Medizin Jiaogulan zu einer der zehn wichtigsten Kräuter gewählt. Auch abseits der traditionellen Medizin zeigen Studien, dass Jiaogulan eine kraftvolle Pflanze mit immensen Wirkungspotenzial ist. Die bereits bekannten Fähigkeiten und damit verbundenen Anwendungsgebiete machen das Kraut zu einem äußerst wirkungsvollen und natürlichen Heilmittel.

Quellen:

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